Mittwoch, 31. Dezember 2014

Wieder-Einweihung und andere Grundsätze

Frage: Wirst Du Schüler anderer spiritueller Meister wiedereinweihen oder Einladungen von ihnen annehmen?

Antwort von BR Sadhu Swami Gaurangapada:
Nein, das wäre nicht möglich. Wir sind nicht daran interessiert, Einladungen an Predigt-Veranstaltungen, welchen von Schülern anderer Gaudiya Vaishnava-Gurus organisiert werden, anzunehmen, ausser diese spirituellen Meister hätten ihre Erlaubnis dazu erteilt. Um allen Vaishnavas Unannehmlichkeiten zu ersparen und um Streit zu vermeiden, ist es unsere persönliche Entscheidung, dass wir diese Gottgeweihten ermutigen, welche uns anfragen und welche Diksha in das Krischna-Mantra schon von einem anerkannten und echten spirituellen Meister in unserer Gaudiya Vaishnava Schülernachfolge angenommen haben, die Nityananda- und Gauranga-Mantras einfach ohne unsere Einweihung in diese Mantrarajas zu chanten. Tatsächlich verlangen wir von Gottgeweihten, welche Unterweisung (Shiksha) von einem anderen anerkannten Gaudiya-Vaishnava Lehrer annehmen, dass sie die Erlaubnis ihres Shiksha-gurus einholen, bevor sie zu uns kommen. Deshalb entspricht es ganz genau den Aussagen der Schriften, dass sie Diksha in die Nityananda- und Gauranga-Mantrarajas von einem anderen Lehrer annehmen können, während sie immer noch ihren vorherigen Lehrer verehren, welcher ihnen Einweihung in das Krischna-Mantra gab (Harinama- oder Vishnunama-Guru). Wir werden ihnen die Einweihung in die Nityananda- und Gauranga-Mantrarajas nicht verleihen, solange sie nicht die ausdrückliche und klare Anweisung und Erlaubnis ihres ersten einweihenden Meisters (Diksha Gurus) dazu haben. Wenn sie unsere Führung suchen, werden wir diese Gottgeweihten dazu ermutigen, einfach die heiligen Namen von Nityananda und Gauranga zusammen mit dem heiligen Namen Krischnas zu chanten. Wir sind vor allem daran interessiert, die Nityananda- und Gauranga-Mantrarajas unter den spirituellen Neulingen zu verbreiten. Falls sie Anweisung wünschen, werden wir von den Gottgeweihten, welche schon von anerkannten Vaishnava-Gurus eingeweiht sind, einfach verlangen, dass sie das Chanten der Nityananda- und Gauranga-Mantrarajas ihrem täglichen Chanten des Hare Krischna Mahamantras hinzufügen. Auf diese Weise muss niemand befürchten, dass das Predigen der Nityananda- und Gauranga-Mantrarajas eine Störung sein könnte. Falls es konkrete Vorfälle gibt, bitten wir die betroffenen Gottgeweihten oder spirituellen Meister anderer Institutionen, uns direkt auf eine Vaishnava Art zu kontaktieren, damit wir die Sache auch direkt regeln können. Wir sichern unsere volle Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit zu. 



 

Wer ist ein echter Vaishnava?

Echte Vaishnavas freuen sich sehr, wenn sie andere Vaishnavas sehen, wie diese den heiligen Namen auf der ganzen Welt verbreiten.


Srila Prabhupada im Caitanya Caritamrita, Madhya Lila 1.218:


“Der spirituelle Meister weiht den Schüler ein, um ihn zu befreien, und wenn der Schüler die Anweisung des spirituellen Meisters ausführt, und keine Vergehen gegenüber anderen Vaihnavas begeht, ist sein Weg frei. Deshalb hat Caitanya Mahaprabhu von allen Vaishnavas verlangt, dass sie mit den zwei Brüdern Rupa und Sanatana, welche gerade von Herrn eingeweiht wurden, barmherzig sein sollen. Wenn ein Vaishnava sieht, dass ein anderer Vaishnava die Barmherzigkeit des Herrn empfängt, freut ihn das sehr. Vaishnavas sind nicht eifersüchtig. Wenn ein Vaishnava durch die Gnade des Herrn ermächtigt wird, den heiligen Namen des Herrn auf der ganzen Welt zu verbreiten, freuen sich die anderen Vaishnavas sehr - falls sie echte Vaishnavas sind. Wer auf den Erfolg eines Vaishnavas neidisch ist, ist sicherlich selbst kein Vaishnava, sondern ein gewöhnlicher, weltlicher Mensch. Neid und Eifersucht zeigen weltliche Menschen, nicht aber Vaishnavas. Warum sollte ein Vaishnava eifersüchtig auf einen anderen Vaishnava sein, der erfolgreich den heiligen Namen des Herrn verbreitet? Ein wirklicher Vaishnava nimmt einen anderen Vaishnava freudig an, welcher die Barmherzigkeit des Herrn verteilt. Eine weltliche Person im Kleid eines Vaishnavas sollte nicht respektiert, sondern zurückgewiesen werden. Dies wird von den Schriften verboten. Das Wort upeksa, welches gebraucht wird, heisst zurückweisen, nicht annehmen. Man sollte eine neidische Person nicht beachten. Die Pflicht eines Predigers ist, die höchste Persönlichkeit Gottes zu lieben, und mit anderen Vaishnavas Freundschaft zu schliessen, den Unschuldigen gegenüber gnädig zu sein und diejenigen zu vernachlässigen, welche neidisch und eifersüchtig sind. Es gibt viele eifersüchtige Menschen im Gewand eines Vaishnavas in dieser Bewegung für Krischnabewusstsein, und diese sollten überhaupt nicht beachtet werden. Es gibt keinen Grund, einer eifersüchtigen Person im Kleid eines Vaishnavas zu dienen. Wenn Narottama dasa Thakura sagt “chadiya vaisnava seva nistara peyeche keba” meint er damit einen echten Vaishnava, und nicht eine neidische Person im Kleid eines Vaishnavas.”
 


Srila Prabhupada in der Erläuterung zum Sri Caitanya Caritamrita Madhya-Lila 1.220:


“Dies ist das Verhalten eines echten Vaisnavas. Als sie sahen, dass Rupa und Sanatana dermassen vom Glück begünstigt waren, dass sie die Barmherzigkeit des Herrn empfangen durften, waren sie so erfreut, dass sie alle den beiden Brüdern gratulierten. Eine eifersüchtige Person im Gewand eines Vaishnavas freut sich überhaupt nicht zu sehen, wie ein anderer Vaishnava erfolgreich die Barmherzigkeit des Herrn empfängt. Unglücklicherweise gibt es in diesem Zeitalter des Kali viele weltliche Menschen im Gewand eines Vaishnavas, und Srila Bhaktivinoda Thakura beschrieb sie als Anhänger von Kali. Er nennt sie Kali-Cela. Er stellt fest, dass es noch eine andere Art Vaishnava gibt, den Möchtegern-Vaishnava mit Tilaka auf der Nase und Kanti-Perlen um den Hals. Solch ein Möchtegern-Vaishnava gibt sich mit Geld und Frauen ab, und ist neidisch auf erfolgreiche Vaishnavas. Obwohl er als Vaishnava angesehen wird, ist sein einziges Ziel Geld im Gewand eines Vaishnavas zu verdienen. Bhaktivinoda Thakura sagt deshalb, dass ein solcher Möchtegern-Vaishnava überhaupt kein Vaishnava ist, sondern ein Schüler des Kali-Zeitalters. Ein Schüler von Kali kann nicht durch einen Gerichtsbeschluss Acharya werden. Weltliche Stimmen haben kein Recht einen Vaishnava Acharya zu wählen. Ein Vaishnava Acharya ist selbstleuchtend, deshalb braucht es keinen Gerichtsbeschluss. Ein falscher Acharya mag versuchen, einen Vaishnava mit einem Gerichtsurteil zu überstimmen, aber Bhaktivinoda Thakura sagt, er sei nichts anderes als ein Schüler von Kali.”

 

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Sektierertum im spirituellen Leben, Teil 6


Wie Srila Bhaktisiddhanta in seiner oben zitierten aussergewöhnlichen Feststellung hervorbebt, hat eine organisatorische Einrichtung, welche durch einen unkonventionellen Acharya, welcher aus der spirituellen Welt hinabgestiegen ist, gegründet wurde, über seine körperliche Abreise hinaus bestand oder auch nicht, aber seine ewigen Lehren sind das Leben und die Seele seiner Nachfolger, welche auch erst in tausend Jahren geboren werden mögen. Der Gita zufolge verschwand selbst die Schülernachfolge, welche von Krischna Selbst gegründet wurde, im Laufe der Zeit; mit Institutionen ist es nicht anders. Also macht es keinen Sinn, am Schatten oder an den Äusserlichkeiten der vier Wände einer Organisation festzuhalten, welche sowieso im Laufe der Zeit verschwinden wird, und deshalb auf diejenigen herabzuschauen, welche nicht Teil der eigenen Institution sind. Das, worauf es wirklich ankommt, sind die Lehren (Vani) der Acharyas, weil dadurch bleiben sie für immer auf diesem Planteten und leiten ihre Nachfolger an, welche auch äusserlich in einer anderen oder gar keiner Institution sein mögen.

Es stärkt die Mission von Srila Prabhupada und Gauranga, wenn es viele Missionen und Gesellschaften gibt, die Ihre Botschaft predigen. Denn falls etwas der einen Gesellschaft zustossen würde, können wenigstens die anderen fortfahren. Das war auch der Grund, warum Srila Prabhupada ISKCON und BBT getrennt hatte. Die wirkliche ISKCON ist nicht nur eine weltliche, rechtliche Gesellschaft aus Steinen und Mauern, sondern die Gesellschaft, in der die Lehren (Vani) von Srila Prabhupada, den Acharyas und Ihrer Herrschaften Sri Sri Nityananda-Gauranga umgesetzt und gepredigt werden. Srila Narada Muni, Srila Shukadev Goswami, Srila Bhaktivinoda Thakura usw sind in der wirklichen ISKCON, weil sie hunderprozentig im Gauranga-Krischna-Bewusstsein sind. Solange wir nicht hunderprozentig Gauranga-Krischna-bewusst sind, können wir nicht Teil der echten ISKCON sein. Die wirkliche ISKCON ist “krishna rasa bhavita matih” und voller Herrlichkeit, wie von Srila Rupa Goswani festgestellt wurde.

Eine Vaishnava Organisation zum Predigen sollte als einen der Äste der Gaudiya Parampara verstanden werden. Wenn sie aber darauf besteht, dass sie der einzige Zweig ist und die Gottgeweihten anderer Organisationen abweist, begeht sie ein Vergehen durch parteiische, intolerante und dogmatische sektiererische Überlegungen, welche zu Vaishnava Aparadha in grossem Umfang führen. Dies ist in der Vergangenheit wiederholt geschehen und jedermann kennt auch die Folgen davon. Deshalb sollte man sich davor scheuen, andere sogleich aus einem engstirnigen, intoleranten und sektiererischen Verständnis heraus zu kritisieren. Es sollte nicht zu einer Art von Angewohnheit oder Berauschung werden, sich damit zu beschäftigen, Gottgeweihte ausserhalb der eigenen Gruppe herabzuwürdigen. Man sollte an die ernsthaften Folgen denken, falls diejenige Person, welche herabgesetzt wird, ernsthaft den Wunsch hat, Guru und Gauranga zufriedenzustellen, auch wenn er scheinbar anders handelt oder predigt, in einer äusserlich anderen Gruppe, als diejenige, welche ihn kritisiert. Wenn man damit anfängt, sich innerhalb der Gruppe gegenseitig zu kritisieren, ist es ein Leichtes, dann schliesslich auch Gottgeweihte ausserhalb der Gruppe ebenfalls zu kritisieren, ohne sich im geringsten um ihre Beweggründe zu scheren. Sowohl innerliche wie äusserliche Schlammschlachten sollten nicht zu einem Bestandteil unseres spirituellen Lebens oder zu einer starken, unüberwindbaren Angewohnheit werden, sonst werden wir engstirnig und sektiererisch.

SCHLUSSFOLGERUNG: Man sollte deshalb Gemeinschaft mit Nityananda-Gauranga Bhaktas pflegen und von ihnen hören, und nicht auf der Basis eines solch weltlichen Verständnisses von Organisationen. Vielmehr sollte man darauf achten, wie schön sie die Anweisungen von Guru und Gauranga umsetzen, und wie viel Vertrauen sie in das Chanten der heiligen Namen von Nityananda, Gauranga und Hare Krischna haben.

 


Dienstag, 2. Dezember 2014

Sektierertum im spirituellen Leben, Teil 5


Ein Acharya wie Srila Prabhupada ist ein Jagadguru (universeller Meister), wie eine Sonne. Eine Sonne ist nie indisch, amerikanisch, chinesisch usw. Jeder kann sich in jedem Land im Sonnenlicht baden. Genauso kann jeder die Anweisungen und Predigen des Acharyas befolgen, um ihm und den Herrschaften Sri Sri Nityananda-Gauranga zu gefallen, und zwar überall auf der Welt, egal ob innerhalb der Gesellschaft, welche vom Acharya gegründet wurde, oder ausserhalb der Mauern dieser Gesellschaft oder in einer anderen Organisation. Die äusserliche Zugehörigkeit einer Person zu einer bestimmten Organisation hat überhaupt nichts damit zu tun, wie sie die Lehren und Anweisungen des erhabenen Acharyas praktisch umsetzt. Wie kann man nur versuchen, die Lehren eines Acharyas für die nächsten Zehntausend Jahre nur auf eine einzige Institution zu beschränken? Sind zum Beispiel die Lehren von Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur Prabhupada und dem siebten Goswami Srila Saccidananda Bhaktivinod Thakur nur auf die Gaudiya Math beschränkt? Nein, alle Gottgeweihten auf der ganzen Welt können diese hören, predigen und in ihren Leben umsetzen. Dasselbe gilt für Srila Prabhupadas Lehren.
Einige behaupten, man könne Srila Prabhupada nicht ausserhalb der ISKCON-Institution gefallen. Das ist dasselbe, wie wenn man sagen würde, dass man das Sonnenlicht nicht sehen kann, wenn man ein bestimmtes Land verlässt. Es ist auch wie wenn man sagt, dass keiner der Gottgeweihten von ISKCON Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakur Prabhupad zufriedenstellen kann, weil sie in einer anderen Institution als der Gaudiya Math sind, derjenigen Institution, welche er ursprünglich gegründet hatte und von welcher er auch sagte, dass niemand sie verlassen soll. Wir wissen, dass dies nicht stimmt. Alle Gottgeweihten können die vorangegangenen Acharyas zufriedenstellen, indem sie ernsthaft ihren Lehren folgen, auch wenn sie in einer anderen oder gar keiner Institution sind.

Tatsächlich ist der wahre Geist des Acharyas dort, wo ein Gottgeweihter ernsthaft versucht, die Lehren des Acharyas zu befolgen und umzusetzen, egal ob innerhalb oder ausserhalb der Mauern einer Institution. Manchmal kann eine Person äusserlich innerhalb der vier Wände der vom Acharya gegründeten Institution sein, aber wenn man von den Anweisungen des Acharyas, der Meister, der Heiligen und der Schriften abweicht, kann man eigentlich gar nicht innerhalb der reinen Vaishnava-Gesellschaft sein, so wie das der Acharya vorgesehen hat. Das ist, was mit Krischna- oder Gauranga-Bewusstsein gemeint ist. Mauern können kein Bewusstsein haben, es befindet sich in den Herzen der Gottgeweihten. Die Treue gegenüber den Lehren eines Acharyas hat nichts mit Sekte oder Institution zu tun.